Bericht des Chronisten
Otmar Holzer
Landes-Verbandstag 8.1.2012 Rankweil
Liebe Krippenfreundinnen und Krippenfreunde!
Vor einem Jahr habe ich die Aufgabe eines Chronisten des Landesverbandes übernommen. Meine Erfahrungen mit der Erarbeitung der Vereinschronik meiner Ortsgruppe Lustenau waren eine gute Grundlage diese Riesenarbeit zu übernehmen.
Ein erster großer Ordner ist bereits voll und ich möchte euch daraus nur einige wenige Ereignisse nähere bringen. Die Verbandsleitung hat mir ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung gestellt, aber die bisherige Arbeit liegt vor und kann bei mir eingesehen werden.
Die Zeitung des „Vereins der Krippenfreunde“ wurde 1909 gegründet. Bereits 1912 wurde berichtet, dass der „Verein für christl. Kunst in Vorarlberg“ (Vorläufer des Landesverbandes der Krippenfreunde Vorarlbergs) mit einem Jahresbeitrag von
3 Kronen als Mitglied geführt wird.
Im Krippenfreund 1914 wird ein ausführlicher Bericht vom 16.12.1913 im Vorarlberger Volksblatt zitiert. Dabei wird von der Tiroler Leitung eine Zusammenarbeit von Tirol und Vorarlberg eingefordert. ...damit das Krippenwesen an Boden gewinne und Tirol und Vorarlberg einander die Hände zum freundschaftlichen Bunde reichen. Ein Heinrich von Wörndle beantragte, in Vorarlberg einen Zweigverein zu gründen und dazu sogar Namen bekannt.
Im gleichen „Krippenfreund“ von 1914 wird von einem Pfarrer Steinhauser in Bürserberg berichtet, der für den Pfarrhof eine Krippe baute, die ...mit überaus schönen Wachsfiguren und pracht- und geschmackvoller Kleidung“ beschrieben wird.
Die Krippe wird in diesem Bericht übrigens in allen Details beschrieben.
Übrigens war Pfr.Steinhauser drei Jahre vorher, 1901, mit Johann Seisl und dem Lustenauer Joachim Grabher auf einer 3-wöchigen Pilgerfahrt ins Hl.Land.
1920 wird im „Krippenfreund“ von Mitgliedern aus Vorarlberg berichtet, die den Vereinsbeitrag bezahlt haben. Feldkirch, Wolfurt, Frastanz, Mittelberg, Schwarzach und Thüringen sind da genannt.
1923 hält P.Simon Reider und Johann Seisl am 18.12.1923 in Feldkirch einen
Lichtbildervortrag und Seisl gibt dazu noch praktische Anleitungen zum Krippenbau.
Ob noch irgendwo diese DIA-Bilder in Innsbruck vorhanden sind, wäre eine Bitte
zur intensiven Nachfrage in Tirol.
1925 wird berichtet, dass für den Bischof Sigmund WAITZ in der bischöflichen Residenz in Feldkirch eine Krippe aufgestellt wurde. Es heißt im Bericht wörtlich: ....zu einer schönen Weihnachtskrippe gekommen sei, die ihm Vater Seisl geschnitzt und zur nicht geringen Überraschung selbst in der bischöflichen Residenz zu Feldkirch aufgestellt habe.
Auf der gleichen Versammlung in Innsbruck wurde übrigens noch die Frage diskutiert, ob der Vereinsbeitrag auf 10.000 Kronen erhöht werden soll.
Das waren damals halt noch Preise !!
1925 werden aktive Krippeler in Feldkirch, Bregenz, Dornbirn und Lustenau
angeführt.
In der Weihnachtsbeilage des Vorarlberger Volksblattes vom Dezember 1925 wird eine sehr ausführliche, detaillierte und auch humorvolle Anleitung zum Krippenbau gegeben. Beispielsweise berichtet der leider unbekannte Verfasser........Sägespäne grün zu färben ist eine Erfindung des Teufel; man muss sie trocknen, dazu brauchts große Bleche, und was sie an grüner Farbe nicht schucken können, das teilen sie freigiebig mit. Auf dem Boden, an den Händen, im Taschentuch, überall gabs grüne Flecke. Meine Frau zählte stumm die Zahl und stellte fest: d i e Farb bringt man nicht raus.
1926 wird im Krippenfreund von grossen Aktiviäten im Ländle berichtet:
In Bregenz ist es Frl. Lydia Baldauf.........
In Dornbirn Kaplan Albrecht und Krippenpfleger Lehrer Otto Oberhauser......
In Bludenz arbeitet an Krippen HH. Dr.Adolf Ammann.......
In Feldkirch ist es der unermüdliche Prof.Dr.Josef Wolf............
In Lustenau hat Pfr.Baldauf einen glücklichen Anfang gemacht.......
In Lustenau haben Seisl und Pater Otto Mathys eine Kirchenkrippe gebaut, die nach späteren Umbauten von Hans Vetter noch heute in der Pfarrkirche
steht. Übrigens ist eine Besichtigung derzeit sehr zu empfehlen.
1927, am 14.November hält Johann Seisl in Feldkirch einen Krippenbaukurs ab. Ein besonderer Hinweis aus Tirol, welche Wertschätzung und Bedeutung der Entwicklung der Krippenbewegung in Vorarlberg bedeutete.
Im Gemeindeblatt von Rankweil, Altenstadt und Umgebung findet sich eine Werbung für eine besondere Krippe im St.Fidelisheim in der Widnau 4o. Diese Fußangel-Krippe (Fußangel war Pfarrer in Rankweil) hat als Besonderheit, dass alle Trachten Vorarlbergs in den Krippenfiguren vertreten waren.
1928
Im „Krippenfreund“ vom Oktober 1928 wird darauf verwiesen, dass der Mitgliedsbeitrag 1 Schilling beträgt. Von 10.000 Kronen noch vor drei Jahren, zu einem Schilling !!!
Vom 7.-14.Oktober (!!) findet in Feldkirch eine Landeskrippenaussstellung statt. Im Dezember des Vorjahres wurde in Lustenau von der Jünglings-Kongregation eine Grosse Krippenausstellung mit Festabend veranstaltet. Vom 2.-9.Dezember 1928
Fand auch in Dornbirn eine große Ausstellung statt.
Zur Feldkircher Ausstellung schreibt der Schriftleiter des Krippenfreundes P.Simon Reider folgendes:
Wir aus dem klassischen Krippenlande Tirol können von der Feldkircher Ausstellung lernen. .......wenn das Land Vorarlberg 100 S in Gold als Preise für die schönsten Krippen gibt.......dann haben die Tiroler vom Nachbarlande doch noch etwas zu lernen, trotz unseres Namens in der Krippengeschichte......
Detailberichte im Krippenfreund über die Feldkircher Ausstellung 1928 sollten eine Fundgrube zum Suchen nach Krippenschätzen sein.
Ich werde dem Landeskrippenpfleger Erich eine Liste von ausgewiesenen Krippenbesitzern bis 1938 zusammenstellen, mit der Bitte diese an die
Ortsgruppen zu weiteren Nachforschungen weiterzugeben.
Für heute scheint es mir nun genug zu sein. Es gibt ja in kommenden Jahren noch weitere Landestage an denen aus alten Krippeler-Zeiten berichtet werden kann.
Zum Abschluss noch ein humorvolles Schmankerl: In einem Bericht des Ortsobmannes von Lustenau, Heinrich Zöbele, über die Generalversammlung des Landesverbandes am 15.1.1933 im Kleinen Vereinshaus-Saal in Dornbirn ist zu lesen:
Herr Schriftführer Winsauer Dornbirn ersucht die Landesleitung um eine Eingabe an das Landeselektrizitätswerk um Abgabe verbilligten Stroms zu Beleuchtung der Krippen. Die Landesleitung versprach diesbezügliche Ansuchen der Ortsgruppenleitungen gemeinsam an die Leitung der Landes-Elektrizitäts-Werksleitung einzureichen.
Von einem Erfolg dieses Ansuchens ist nichts bekannt. Jedenfalls eine andere Welt, als die Weihnachtsbeleuchtungen an Häuser und Gärten mit Rentieren und Weihnachtsmännern in den letzten Wochen !!
Als einer der älteren Krippeler in eurer Runde freue ich mich schon sehr, dass die Krippenbewegung in Vorarlberg seit Jahren eine Hochblüte erlebt. Es gab in den 50er Jahren schon wesentlich „schmälere Zeiten“.
Ein Baum der blühen und gedeihen soll, braucht aber auch Wurzeln. Und diese Wurzeln sind die Geschichte der Vorarlberger Krippenbewegung mit ihren Pionieren. Das ist wohl auch der Sinn, dass die Vergangenheit in Chroniken festgehalten wird.
EIN BAUM OHNE WURZELN WIRD AUF DAUER NICHT BLÜHEN KÖNNEN
Ich danke euch für euer Zuhören.
Der Chronist
Otmar Holzer KV Lustenau