Bericht des Chronisten

Otmar Holzer

 

Landes-Verbandstag SO 17. Jänner  2016

Thüringerberg/Großes Walsertal

Gasthof Sonne

 

Liebe Krippenfreunde,

 

In meinem diesjährigen Bericht finden sich viele Höhepunkte, „High-Lights“  unserer Vorarlberger Krippenbewegung. Aber es gab auch einige Jahre in denen das Interesse für Krippen an einem Tiefpunkt angelangt war. Obmann Alfred Fröhlich beklagte in einem Bericht, dass das Interesse auch in den Ortsgruppen stark zurück gehe. Jahreshauptversammlungen, Ausstellungen und Baukurse fanden nur ganz vereinzelt statt. Mit Ende der 70er Jahre gab es dann einen Aufschwung der bis heute anhält.

Unsere Urgesteine der Vorarlberger Krippeler, Alfons Hirschauer, Weingrill Alois, Vetter Hans oder Ehrenobmann und Gründer des Landesverbandes Josef Irgang würden staunen, wie die Krippeler heute in Vorarlberg aufgestellt sind.

 

Über 30 Jahre, nach der JHV vom  24.Feber 1962, hat Alfred Fröhlich von Rankweil den Landesverband geführt. Im Jahre 1992 bzw. 1993 wurde er dann von Josef Hagen abgelöst und zum Ehrenobmann gewählt. Fröhlich konnte einen Landesverband übergeben, der mit 722 Mitgliedern eine imposante Aufwärtsentwicklung erlebt hatte.

 

Auch heute möchte ich noch einmal alle einladen, kümmert euch um die Geschichte eurer Ortsgruppe. Es gibt da nicht nur Namen zu entdecken, sondern in vielen Häusern stehen uralte Krippen mit besonderen Kostbarkeiten. Um auf diese Spuren zu kommen, sind Mitgliedernamenslisten aus alten Zeiten eine besondere Quelle für Nachforschungen. In den Chronikunterlagen des Jahre 1968 und 1969 sind vollständige Mitgliederlisten aller Ortsgruppen vorhanden. Auch in den Unterlagen des Jahres 1979 sind wieder solche Listen vorhanden.

 

1968

In einer Ausschuss-Sitzung dieses Jahres finde ich eine bemerkenswerte Aussage von Hans Vetter aus Lustenau, die heute noch größere Bedeutung haben wird:

Er spricht sich  sehr klar dagegen aus, dass Krippenbau kein Basteln und schon gar nicht ein Hobby sein soll. Krippenbau ist mehr, ist das Verkünden einer Botschaft

 

1970er Jahre

In diesen Jahren kommt es zu den 10 mageren Jahren, um ein Bild der Bibel zu verwenden. 1973 beklagt Fröhlich, dass nach 17 Abmeldungen nur 8 Neubeitritte zu verzeichnen seien.

In einem Ausschussprotokoll vom 12.6.1973 ist unter Allfälligem zu lesen: Die Schwierigkeiten, die in den einzelnen Ortsgruppen bestehen, bringen die Frage auf, ob die Ortsgruppen nicht besser aufgelassen werden sollten und alle Krippenfreunde nur Einzelmitglieder der Landesgruppe sein sollen“

Dazu aber kam es dann Gott sei Dank nicht! Bereits 7-8 Jahre später kam es im Gegenteil zu Gründung neuer Ortsgruppen.

 

1976

Im Oktober wurde der Weltkongress der Krippenfreunde in San Sebastian in Spanien abgehalten. Im Zug von München nach Genf sind im Wagon No.303 Plätze für die Vorarlberger reserviert. Gemeinsam mit bayrischen Krippenfreunden ging es ab Bregenz mit der Bahn in zwei Tagen nach Spanien. In einer Nachtfahrt ab Genf ging’s dann über Lourdes nach San Sebastian. In den Chronikunterlagen sind keine Personenlisten vorhanden, wer aus Vorarlberg dabei war.

 

1977

An der JHV am 9.1.1977 nahmen lt. Protokoll 7 Personen, die namentlich genannt werden, teil. Denke es werden wohl noch einige dazu gekommen sein, aber eine „magere“ JHV war es auf jeden fall.

Die Landesverbandsleitung aber stemmte sich massiv gegen diesen Abwärtstrend und setzte besondere Aktivitäten. Am 16.1.1977 wurde z.B. die OG Tisis gegründet. Im Herbst des gleichen Jahres wurde der Österr. Verbandstag in Feldkirch ausgerichtet. Alfred Fröhlich mit seiner kleinen Aktivmannschaft hat da eine ganz besondere Leistung vollbracht. Im Palais Liechtenstein in Feldkirch gab es eine herausragende Ausstellung mit 120 Krippen, im besonderen aus Altach, Fellengatter, Rankweil, Brand und Lustenau. Die einzelnen Krippen sind genau beschrieben und damit wieder eine Fundgrube für die Ortschronisten.

 

1978

Im Jänner gab  es ein erfreuliches Ereignis. Die OG Dornbirn mit 162 Mitgliedern kehrte in den Landesverband zurück. In den Protokollen wird Freude und Zuversicht vermerkt. Leider hat das aber nicht lange gehalten, bis Dornbirn wieder eigene Wege

gegangen ist.

Im Protokoll vom 8.1.1978 ist vermerkt: Es ist von der Möglichkeit die Rede, dass auch Interessenten aus Schaanwald, Liechtenstein an die Landesgruppe angeschlossen werden könnten, die dann evtl. eine Landesgruppe in Liechtenstein aufbauen könnten. Starthilfe mit Krippenbaukursen von Vorarlberg aus wäre denkbar.

 

1979

Mit Schreiben vom 28.9. sichert die Gemeinde Frastanz durch Bgm. Ludescher einen Werkraum in der Volksschule Fellengatter der Ortsgruppe zu.

 

In Innsbruck wurde ein Kursleiter-Lehrgang über 5 Tage abgehalten. „Man“ musste Urlaub nehmen und trotz waren 10 Teilnehmer aus Vorarlberg dabei. Ein weiterer Hoffnung machender Aufbruch.

 

Nun scheint die Krippenbewegung in Vorarlberg voll in Fahrt gekommen zu sein. Bereits im Dezember 1979 wird im Landesmuseum Bregenz eine Ausstellung mit 59 Krippen organisiert. Dazu wurde auch ein kleiner Katalog erstellt. Allerdings wird noch am 7.November geklagt, dass dzt. nur 4 Meldungen vorliegen und es eine „Mordsarbeit“ für Vetter, Fröhlich und Co. sei!

 

1980

In der Landesleitung kommt es zu einem Umbruch mit vielen neuen Leuten im Ausschuss. Als „Alte“ sind nur noch Fröhlich, Vetter und Weingrill zu nennen. Trotzdem sind aus dieser Zeit nur sehr dürftige Protokolle überliefert.

Einer der bedeutendsten Krippenbaukünstler HIRSCHAUER Alfons musste in diesem Jahre Abschied in die Ewigkeit nehmen.

 

Nun kommt es auch zum 1.Mitgliedsantrag aus Liechtenstein. Heinz Ritter meldet sich mit 3.lo.1980 bei der OG Tisis als Mitglied an. Am 1.1.1981 wird auch Peter Stark Mitglied der Krippenbewegung Vorarlberg. So wie wir Peter kennen, gab er einfach Gas und meldete sich zum einem Krippenkursleiterlehrgang in Innsbruck an.

 

Mit Schreiben vom 27.Juli aber musste Peter einen Rückzieher machen. In dem Brief nach Innsbruck schreibt er: ...dass ich an diesem Kurs nicht teilnehmen kann, weil gerade zum selben Zeitpunkt meine Hochzeit ist, da wir den Zeitpunkt unserer Hochzeit erst kürzlich fixierten. Aber er kam nicht vom guten Wege ab und meldete sich noch in diesem Brief sofort für den nächstjährigen Kurs an.

 

1981

In Rankweil wurde unter der Bauleitung von Otto Heinzle die 1.Dorfkrippe gebaut

und natürlich zur Weihnachtszeit aufgestellt.

Die OG Tisis darf ein besonderes Verdienst in Vorarlberg in Anspruch nehmen: In zwei Briefen an den Österr.Verband in Innsbruck werden die Briefe von einer Christine Walch unterfertigt. Das wäre noch nicht so sensationell, aber es heißt dazu noch Präsidentin!!  Die OG Tisis hatte als weit der Zeit voraus keine weibliche Obfrau, sondern eine Präsidentin des Krippenvereines!

 

1982

Es ging weiter aufwärts. In Götzis wurde eine Ortsgruppe mit Obmann Seewald Emanuel gegründet. Heinz Ritter berichtet aus Liechtenstein die Aufnahme von 39 neuen Mitgliedern.

In einem Schreiben vom 8.Feber wird nach Innsbruck gemeldet, dass sich Hugo Lins aus Schellenberg als Mitglied angemeldet habe. Und im Dezember des Folgejahres 1983 wird von der Gründung des Krippenvereines Liechtenstein mit 100!!!Mitgliedern berichtet.

Aber auch in Vorarlberg konnte der Obmann Fröhlich melden, dass in 6 Ortsgruppen insgesamt 170 Kursteilnehmer 244 Krippen gebaut haben.

 

Ein äußeres Zeichen der steilen Aufwärtsentwicklung war auch eine Fahrt ins Krippendorf THAUR mit  90 Teilnehmern!!!

 

1985

Die Krippenbewegung hat sich so stark entwickelt, dass in diesem Jahr 5 Ausschuss-Sitzungen abgehalten wurden. In früherer Zeit war es eine oder max. 2 Sitzungen. Das Jahr wurde beherrscht durch den in Innsbruck stattgefundenen Weltkrippen-Kongress. Vorarlberg war bei dieser Weltpräsentation der Krippen mit 16 Exponaten vertreten.

 

Erfreulich war auch, dass am 5.Juni 1985 die OG Koblach/Altach mit dem 1.Obmann Peter Stark gegründet werden konnte.

 

1987

Im Vorjahr, Herbst 1986 traf es die Lustenauer Krippeler hart. Der unersetzbare Krippenkünstler Hans Vetter ist verstorben. Die Jubiläums-Ausstellung 100 Jahre Hans Vetter in Lustenau im Dezember 2014 hat wohl eindeutig die überragende Bedeutung von Hans Vetter für die Vorarlberger Krippenbewegung gezeigt.

 

In einem Protokoll vom 5.6.1987 ist zu lesen, dass der Österr. Verband einen Computer Marke „Adrema“ um den Preis von 3.000.000.—ÖS angeschafft hat. Der Schriftführer war wohl so beeindruckt von diesem neuen „Zauberwerk“, dass er eine Null mehr geschrieben hat. Aber ÖS 30.000,-- werden es dann schon gewesen sein. Ein „verrückter Preis“, wenn man weiß, welche Mitgliedsbeiträge eingehoben wurden oder wenn mit heutigen PC-Kosten verglichen wird.

 

Ein weiter Blick zurück auf sogenannte „Gute alten Zeiten“ bringt aber schon zum Nachdenken:

Im „Krippenfreund“ vom März 1924 gibt es unter „Anzeiger“ folgende Meldung:

Verkauf: Josef Mader, Schuhmacher in Oberperfuß, möchte seine Krippe verkaufen.

Zirka 35 Figuren, 12cm durchschnittlich (Speckbacher) Hirten und Könige.

Preis 5,000.000 K (Kronen)

Es ist zu hoffen, dass der Schuhmacher seine Krippe in diesem Jahre nicht verkauft hat, denn im nächsten Jahr wären aus diesen 5 Millionen nur noch einige wenige neue Schillinge und Groschen vorhanden gewesen!

 

 

1991

In diesem Jahre kam es zu den ersten Ausbildungskursen in Vorarlberg, es war also die Geburtsstunde der Krippenschule. Es wurde eine eigene Arbeitsgruppe gebildet,

die von Kurt Ritter geleitet wurde. Als Schriftführer standen ihm zur Seite Erich Kirner und als Kassier Alfred Brunold von Dornbirn.

  

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Auch ein Chronist wühlt nicht nur im Staube von Jahrhunderten, wie einige Leute meinen, er kann auch einmal eine besondere Sternstunde erleben.

Erlauben sie mir ausnahmsweise einmalig eine ziemlich egoistische, Lustenau bezogene, Anmerkung zu machen:

 

Durch einen Zufall habe ich im Vorarlberger Volksblatt vom 27.Dezember 1914 !!! unter Lustenau folgenden Beitrag gefunden: siehe unten Bild !

 

  

Bemerkenswert ist die enorme Größe der Krippe, über 3m², und die hohe künstlerische Ausstattung mit Hintergrund mit Hirten und Engel, gemalt von einem professionellen Malermeister. Dass im Hause FITZ alljährlich seit nahezu 50 Jahren eine Krippe aufgestellt wurde, ist ein Nachweis, dass in Lustenaus Privathäusern bereits um ca. 1865-1870 Krippen aufgestellt waren. Sofortige Nachforschungen im Hause an der Holzmühlestrasse haben ergeben, dass leider keinerlei Spuren dieser Krippe mehr vorhanden sind.

Bis zum Beweis des Gegenteils ist Lustenau  das Dorf mit der frühesten nachweisbaren jährlich aufgestellten Hauskrippe in Vorarlberg!

 

Zum Schluss kommend ein Satz der alles zusammen fassen kann:

 

Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die

Zukunft gestalten

 

Mit dem Abschluss der 30 jährigen Obmannschaft von Alfred Fröhlich hat auch der Chronist Otmar seine Arbeit abgeschlossen. In einigen hundert Stunden habe ich das bestehende Material gesichtet, geordnet und mit Anmerkungen versehen. Ich denke, dass ein neuer jüngerer Chronist, der auch die jüngere Geschichte besser kennt, die Arbeit während der Obmannschaft von Josef Hagen erfassen wird.

 

Die Chronik in 10 prall gefüllten Ordnern habe ich im Frühjahr 2015 im Domizil abgeliefert. Diese Ordner sind ein Beispiel dafür, was ehrenamtliche Arbeit von vielen Krippenfreunden in Jahrzehnten, verbunden mit ungeheurem Idealismus zu leisten vermag.  Auch in der heutigen Zeit kann der Glaube an ein Ideal und konsequentes Streben auf ein hohes Ziel hin Berge versetzen. Noch zu keiner Zeit gab es in unserem „Ländle“ eine so lebendige, schaffensfreudige, innovative und zukunftsorientierte Krippenbewegung. Möge sie weiter wachsen, blühen und gedeihen.

 

Ganz lieben Dank an die Mitglieder des Landespräsidiums. Danke für das entgegengebrachte Vertrauen und Danke an euch alle  liebe Krippenfreunde  !

 


Es ist keine Selbstverständlichkeit,

nehmen wir  es als Geschenk und

wünschen ALLEN Menschen auf Erden,

gleich welcher Religion sie auch angehören

 

 

GLORIA ET PAX

Landeskrippenverband Vorarlberg

im Verband der Krippenfreunde Österreichs


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